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Die Honigmanufaktur-Dresden zu Gast bei Imkerfreunden in Äthiopien

20März 2017




Im Oktober 2016 habe ich zusammen mit einem Freund wieder unsere Imkerkollegen in Lalibela im äthiopischen Hochland besucht. 2012 habe ich hier einen Freund kennen gelernt, der seit einem Jahr auch einige eigene Bienenvölker betreut. Da die Arbeit mit den Bienen in Äthiopien etwas anders als in Europa ist, hatten wir auch eine Liste mit Werkzeugen bekommen, welche vor Ort nur sehr schwer zu organisieren oder verhältnismäßig viel zu teuer sind.
Dank etwas Glück gab es keine Probleme beim Zoll. Es durfte alles bestechungsfrei eingeführt werden.

Nach einer herzlichen Begrüßung sind wir gleich zum Haupt-Bienenstand der Imkergemeinschaft Lalibela gegangen.




Der Anblick war allerdings nicht erfreulich. Von den 10 Völkern, welche ich im Februar noch gesehen hatte, war keines mehr da. Grund dafür ist die anhaltende Dürre in der Region. Im Jahr 2015 hatte es schon unterdurchschnittlich wenig geregnet, lokal ist der Regen ganz aus geblieben. Das Jahr 2016 war wieder von Trockenheit geprägt. Asnake Wubetu erzählte uns, dass die Blüten in der Region immer weniger wurden und so auch die Bienen immer weitere Entfernungen fliegen mussten. Je größer die Distanzen, umso mehr Energie brauchten die Bienen. Am Ende waren die Völker so geschwächt, dass sie entweder in andere Regionen flogen oder wegen zu wenig Futter verhungert sind.

Um dem etwas entgegenzusetzen, haben sich Asnake und einige Freunde einen Plan überlegt und schon kräftig losgelegt. Als erstes haben sie mit der Stadtverwaltung verhandelt, dass diese auf einem Hügel in der Nähe des Bienenstandes einige große Wassertanks errichten, um in der Regenzeit Speicherraum zu haben. Dann wurden 2800 Bäume angepflanzt, deren Blüten über einige Wochen eine wichtige Nahrungsquelle für die Bienen darstellen.
Was allerdings vorerst noch ungeklärt bleibt, ist die Kostenübernahme für die Wassernutzung.





Ein großes Anliegen unserer Freunde war es, Werkzeug und Material mitzubringen, um vor Ort Beuten in Zargenbauweise selbst bauen zu können. Durch die gute Handhabbarkeit hat sich die Zargenbeute bewährt. Diese können derzeit aber nur fertig gekauft werden. Traditionell wird noch mit Lehm-Bambusröhren gearbeitet. Diese ist allerdings für die Honigproduktion ungeeignet, da beim Öffnen der Röhren die Honigwaben zerstört werden. Das Öffnen der Röhren ist aber nötig, um das Wohl der Bienen und der Königin zu überprüfen.

Einen Baumarkt, um Material oder Werkzeug kaufen zu können, gibt es hier nicht. Falls es doch Materialien zu kaufen geben sollte, dann ist dies meist nur qualitativ minderwertige Ware aus China.

Da unsere Freunde auch keine Werkstatt besitzen, ist Improvisation die beste Lösung.
So haben wir uns beraten und einen Plan gemacht, wie und wo welches Baumaterial beschafft und bearbeitet werden kann.
Die Idee war folgende: eine Zarge mit Holzleistengerüst und Bambus und Lehm für die Flächen. Eine Verbindung von modernem Handling und traditioneller Einrichtung.

So haben wir am nächsten Tag Holzhändler besucht und Preise verglichen. Selbstverständlich durften wir „Weiße“ nicht mit dabei sein, ansonsten stieg der Preis gleich auf das Doppelte. Wolf und ich sind dann weiter gegangen und haben die Werkstätten dreier Tischler besucht. Wenn es Holz gibt, dann nur als 2 oder 3 m langes Brett, welches auf der Kreissäge längs geteilt werden muss.
Mit dem Schreiner Nahu Senay haben wir uns dann am Abend zum Bier getroffen und wollten seine Meinung zu unserer Beute, wie wir sie bauen wollten, wissen. Nach einigen Flaschen Bier haben wir uns auf eine Variante geeinigt, welche er auch als relativ einfach realisierbar einstufte. Wir durften seine Kreissäge kostenfrei nutzen. Im Gegenzug bekommt er von der ersten Honigernte eine Kostprobe. Gesagt, getan: am nächsten Morgen kauften wir 2 Bretter und sägten bei ihm alle Leisten zu.









Danach ging es in unsere Unterkunft, in der wir immerhin 24 Stunden am Tag Strom hatten.
Mit gekühltem Dashen-Bier ging es dann ans Werk. Werkstatt oder Werkbank gibt es nicht, also wurde direkt auf dem Beton vor unserem Zimmer gebaut. Da wir alle nötigen Werkzeuge und genügend Schrauben mitgebracht haben, konnten wir innerhalb vier Tage preisgünstige Magazinbeuten bauen.



Am dritten Bautag machten wir einen Ausflug mit Haile, meinem ältesten Freund in Lalibela. Er hat uns seinen ganzen Stolz gezeigt: fünf Völker, die in einer kleinen Ortschaft 10 km entfernt von Lalibela bei seiner Mutter leben. Die Bienen hält er in traditionellen Beuten, aber diese will Haile nun auch auf Magazinbeuten umstellen.



1eines von Hailes Völkern


2 In Hailes Dorf


Sein nächstes Projekt ist ein Grundstück, nicht weit von seinem Elternhaus entfernt, in hochwassersicherer Flussnähe. Dort wäre auch in der Trockenzeit immer genug Wasser für die Bienen da. Pläne für ein Bienenhaus hat er schon genug, zum Beispiel wie er es ringsherum grün gestalten will. Positive Rückmeldung gab es auch schon von der Ortsverwaltung. Das Grundstück konnte für ihn reserviert werden. Allerdings muss noch über das Überzeugungsgeld verhandelt werden, was leider willkürlich festgelegt wird.

Am Nachmittag ging es dann wieder zurück in unsere Unterkunft. Dort gab es noch etwas zu tun.



3 Haile beim Zusammenbau



Unser Resultat waren 4 Zargen, 3 Böden und 3 Deckel. Im Vergleich zu den Beuten, welche es in Äthiopien zu kaufen gibt, waren für den Bau nur 15% des Geldes notwendig.





In der Zeit, in der wir da waren, hatte es wieder etwas geregnet. Die ganz große Trockenzeit war erst einmal vorbei. Am Vorabend unserer Abreise haben wir dann mit Asnake noch 2 Bienenvölker von einem Bauern 15km entfernt gekauft, so dass das Bienenhaus Lalibela wieder besiedelt wurde. Natürlich musste auch nachgeschaut werden, ob es den Bienen gut geht, da fiel dann auch eine Kostprobe des Hochland-Honigs mit an.

Traditionell wird der Honig hier nicht geschleudert, sondern mit den Waben zusammen zerquetscht. Ohne den großen Wachsanteil im Honig schmeckt dieser vorzüglich, mit Wachs schmeckt man ein leicht rauchiges Aroma.





Aber auch das soll sich in Zukunft ändern. Wir hatten im Gepäck unsere Bierfassschleuder, welche ab der nächsten Honigernte zum Einsatz kommen soll. Es ist zwar nur eine 2-Waben-Schleuder, aber dafür gut transportabel und für den Anfang wird sie hier noch gute Dienste tun.



Davon können wir uns dann hoffentlich beim nächsten Besuch überzeugen.





 
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